Dystopie hat Konjunktur. In Film und Literatur wie in der Weltpolitik schaut sie uns entgegen. Autoritär geführte Staaten, die weltumspannende Macht der Internet-Konzerne und ökologische Katastrophen: sie fügen sich zu einer Zukunftsvision des Schreckens.

Aber Dystopie ist nicht nur verstörend. Gerade weil sie fiktional ist, ist sie
 ein zeitdiagnostisches Werkzeug – und „eine Warnung, es nicht so weit kommen zu lassen“, wie die Philosophin Ágnes Heller betont. Damit übt die Dystopie eine breite Faszination aus. Wie die Utopie ist sie eine Schöpfung leidenschaftlicher Einbildungskraft, allerdings nicht von Hoffnung, sondern von Furcht regiert. Utopie und Dystopie sind zwei Seiten einer Medaille, wie Gregory Claeys ausführt: Jedes utopische Streben nach gesellschaftlicher Vollkommenheit schränkt unweigerlich die individuelle Freiheit ein.

Topien – Räume und Orte – mit ihren Atmosphären, Geschichten und Potentialen spielen in Klangkunst eine zentrale Rolle. Das DYSTOPIE Sound Art Festival sucht Orte mit ungewöhnlicher Vergangenheit und offener Zukunft auf und transformiert sie durch klangkünstlerische Positionen aus verschiedenen Kulturkreisen.

Zentrale Fragen dystopischen Denkens wie die nach sozialer und politischer Unterdrückung, nach den Unwägbarkeiten von Technologien und nach massiven Eingriffen in die Umwelt wurden 10 Tage lang in Klanginstallationen und -performances verhandelt. Eine aktuelle Zuspitzung erhielt das Dystopie-Festival durch den Länderschwerpunkt Türkei mit Künstler*innen aus Istanbul.

Videodokumentation (13min.) :