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Torben Laib
inflazione in flagranti Interaktive Klanginstallation (2020)  

In der Alten Münze wurden über Jahrhunderte Münzen geprägt, einschließlich des Euro (bis 2006). Die Klanginstallation, bei der über den Raum verteilt verschiedene Münzen aus unterschiedlichen Ländern von einem Metalldetektor abgescannt werden, dringt direkt in das physische Material ein. Der sich bewegende Detektor übersetzt Metalle und Legierungen in 99 synthetische Töne und sorgt durch eine wenige Tonhöhen umfassende Fehlerquote für eine permanente Varianz innerhalb des Loops. Zugleich werden ortsspezifisch verborgene Strukturen der Architektur mitgescannt. Aber auch Besucher, die dem Scanner nahekommen, werden auf Metall abgescannt und fließen in die Klangkomposition ein.
Das umfassende Scannen, Abgreifen und Umwandeln von Daten stellt ein gängiges Bild dystopischer Zukunftsvisionen dar. Der überwachte Mensch. Die allwissende, kontrollierende Maschinenmacht, die schon beim Scan am Flughafen anfängt.
Die Transformation der Daten in hörbaren Klang, eine ephemere Komposition, offenbart die Unmittelbarkeit dieses Prozesses. Anders als in einer Datenbank werden die Informationen bewusst nicht gespeichert, sondern nur ein Möglichkeitsraum der Echtzeitübertragung thematisiert. Die Abstraktheit einer Währung wird zu abstraktem Klang, erhält dabei eine neue Wertigkeit und verweist auf das Verdrängen des physischen und anonymen Zahlungsmittels zugunsten eines im virtuellen Datenraum exakt identifizierbaren Geldtransfers.

Torben Laib (NOR)
studierte Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und Klangkunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Mit seinen künstlerischen Arbeiten reagiert er unter klanglichen und räumlichen Aspekten auf Situationen, Geschichten und Orte.
www.torbenlaib.de

Torben Laib