7
Christian Diaz Orejarena
Fronteras Visibles Musikvideo und Videotagebuch
5:01 min. + 12:16 min. (2019/2020)
 

Eine Artist Residency in Cartagena de Indias (Kolumbien) war der Ausgangspunkt, um die Rolle des westlichen Künstlers als Kulturproduzent und Unternehmer in einem wirtschaftlich benachteiligten Kontext zu hinterfragen. Die Installation besteht aus einem experimentellen Musikvideo, das die lokale Champeta-Musikkultur imitiert und sich aneignet, indem es Zäune, Gitter und Mauern in der Umgebung der Residenz als Video-Sound-Sampling-Ressourcen nutzt. Auf diese musikalische Appropriation folgt ein Videotagebuch, das die Produktionsbedingungen der Residenz in Cartagena in ihrem sozio-politischen Kontext untersucht – persönliche Reflexionen über die Erfahrungen des Künstlers mit seiner weißen bürgerlichen Familie, mit der lokalen afro-kolumbianischen Kultur und ihrer Kolonialgeschichte sowie mit den umgebenden dystopischen Stadtentwicklungsprojekten mit Ultra-Gentrifizierung.
Wie soll man diese Figur des Künstlers beurteilen? Ist er ein schamloser Provokateur oder ein neuer Don Quijote, der legitim gegen die Mühlen der Ungerechtigkeit kämpft? Ist er dazu verdammt, die Rolle des kulturellen Ausbeuters zu spielen, wenn die erschaffenen symbolischen Produkte auch seiner Karriere dienen? Wie kann es ihm gelingen, Gegennarrative zu entwickeln, die sich den Bedingungen um ihn herum widersetzen, von denen er unweigerlich ein Teil ist?

Christian Diaz Orejarena (COL/GER)
lebt zwischen Berlin, Wien und Bogotá, wo er als interdisziplinärer Künstler, Kulturpädagoge und Grafikdesigner arbeitet. Er schafft narrative Bilderwelten, bei denen er seine subjektiven Erfahrungen mit der kritischen Erforschung globalisierter kultureller Phänomene verbindet.
http://christiandiaz.net

Christian Diaz Orejarena