Georg Klein Fog Zone Installation — Großer Wasserspeicher  

»Community, Identity, Stability« – Aldous Huxleys Leitspruch für seinen dystopischen Roman Schöne, neue Welt von 1931 erfährt gerade eine nationalpopulistische Wiederkehr – ob in Europa, der Türkei, den USA oder China. Interessant ist daran das Moment der Verführung, der Freiwilligkeit, die in der realen Welt eine Mehrheit dazu bringt, einen autokratischen Führer zu wählen, oder auch Millionen dazu bringt, sich mit ihren Daten einer Maschine, einem Konzern zu unterwerfen. Schon bei Huxley ging es darum, das »zu lieben, was man tun muss« – was bei ihm mit einer im embryonalen Stadium einsetzenden Konditionierung bestimmt wird. Ist unsere heutige Welt der ›Optimierung‹ (angefangen bei den Kindern, die im embryonalen Stadium bald nicht mehr nur wegen Deformationen ausgesiebt werden) bereits eine Art freiwillige Selbst-Konditionierung, die einem perfektionistischen Ideal entgegenstrebt – und dabei unsere innere wie äußere Natur in ungekanntem Maß zurichtet?

Der gleißende Nebel wird zur Metapher für die utopische Perfektion, die durch ihre Totalität in ihr dystopisches Gegenteil umschlägt: es ist alles hell, aber wir können nichts mehr sehen. Nur hörend können wir uns orientieren. Das Schwere und Dunkle des Wasserspeichers wird völlig umgedreht in der hellen Konturlosigkeit des Nebelraums, in dem wir uns verlieren, so wie wir uns in der perfekten Welt verlieren würden, weil das Andere, die Abweichung, das Mögliche verschwunden wäre.

 

Georg Klein (DE) ist Klangkünstler. Er fordert mit seinen ortsspezifischen Installationen in irritierender Weise – und stets mit politischem Hintergrund – die Wahrnehmung seines Publikums heraus. www.georgklein.de

Georg Klein